Die positive Wirkung von Pflanzen im Büro oder Homeoffice

Pflanzen können den Arbeitsplatz deutlich aufwerten – rein ästhetisch, so dachte ich zumindest immer. Als ich in einer früheren Tätigkeit Pflanzen für die Büro- und Aufenthaltsräume bestellte, freute ich mich über den Effekt. Die Pflanzen verbesserten den optischen Eindruck der Räume, und alles wirkte vollständig eingerichtet.

Foto: ©zorattifabio via canva.com

Einige Jahre später musste ich diese Pflanzen, die nur gemietet waren, im Rahmen eines strikten Sparprogramms wieder abbestellen. Was ich damals nicht wusste: Die Pflanzen waren keinesfalls reine Zierde.

Bekannte Wirkung von Pflanzen

Vielleicht haben auch Sie schon einmal gehört oder gelesen, dass sich Pflanzen in einer gewissen Form positiv auf unser Wohlbefinden auswirken. Dazu trug nicht zuletzt eine Studie der NASA aus dem Jahr 1989 bei: Bei dieser wurden Zimmerpflanzen auf ihre Fähigkeit untersucht, Schadstoffe aus der Luft zu filtern, um herauszufinden, wie die Luftqualität auf Raumstationen verbessert werden konnte. Pflanzen erwiesen sich dabei als äußerst effektiv. Sie verringerten nachweislich Giftstoffe wie z.B. Formaldehyd, Benzol und Xylol in der Luft.

Daraus leitete sich auch der lange verbreitete Glaube ab, dass Zimmerpflanzen in einer Wohn- oder Büroumgebung den gleichen Effekt haben. Eine neuere Studie relativiert dies jedoch, da die Laborumgebung des NASA-Versuchs nicht mit einer herkömmlichen Wohn- oder Arbeitsumgebung verglichen werden kann. Zwei amerikanische Forscher fanden 2019 heraus, dass der luftreinigende Effekt in einer solchen Umgebung viel geringer ist als im NASA-Versuch. Man sollte sich also nicht allein auf die Fähigkeit von Pflanzen verlassen, um eine schadstoffbelastete Umgebung zu transformieren.

Und dennoch sind die positiven Eigenschaften von Pflanzen als Einrichtung nicht von der Hand zu weisen. Sie können den Geräuschpegel dämpfen, die Luftfeuchtigkeit anheben, Staub und Feinstaub binden – und sie produzieren bei der  Photosynthese natürlich auch noch frischen Sauerstoff. Alles Dinge, die wir an unserem Arbeitsplatz dringend benötigen.

Aber nicht nur zu Wohlbefinden und Gesundheit tragen Pflanzen bei. Was weniger bekannt ist : Pflanzen können auch auf direktem Wege die Produktivität steigern.

Gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse: Studien zur Genesung von Patienten

Die positive Wirkung von Pflanzen auf den Menschen ist inzwischen wissenschaftlich gut untersucht. Bereits in den 1980er Jahren befassten sich Wissenschaftler mit der positiven Wirkung einer natürlichen Umgebung auf Menschen. Mit seiner Studie zur unterschiedlichen Genesung von Patienten je nach Ausblick aus dem Krankenzimmer bereitete der Architekturprofessor Roger Ulrich 1984 den Weg für einen besonderen Forschungszweig innerhalb der Architektur. Die sogenannte „Healing Architecture“ beschäftigt sich vor allem mit dem Effekt von Bauten aus dem Gesundheitssektor (Krankenhäuser, Arztpraxen etc.) auf die Genesung von Patienten.

In seiner Studie aus dem Jahr 1984 untersuchte Ulrich zwei Gruppen von Patienten, die sich allesamt einer Gallenoperation unterzogen hatten. Hierbei stellte er einen markanten Unterschied fest: Eine Gruppe war in Zimmern mit Blick ins Grüne untergebracht, während eine andere von ihren Zimmern aus auf die Wand des gegenüberliegenden Gebäudes blickte.[1]  Die Patientengruppe mit Blick in die Natur benötigte weniger bzw. schwächere Schmerzmittel, erfreute sich einer besseren psychischen Verfassung und konnte im Schnitt einen Tag früher aus dem Krankenhaus entlassen werden als die Patienten der Vergleichsgruppe.

Nachgewiesener positiver Effekt von Pflanzen in der Büroumgebung

In drei Feldstudien in großen Büros (in zwei Beratungsunternehmen und einem Call Center) wurde von niederländischen, britischen und australischen Forschern nachgewiesen, welch nachhaltig positiven Effekt das Aufstellen von Pflanzen in anfangs sehr karg gestalteten Räumen auf die Arbeitsleistung der Menschen dort hatte.[2] Die Mehrzahl der Beschäftigten, die nun Pflanzen um sich hatten, gab an, dass sich die Luftqualität gesteigert habe und sie sich seither besser konzentrieren konnten. Zudem stieg die Zufriedenheit der Versuchsteilnehmer mit ihrem Arbeitsumfeld. Durch eine Messung konnte nach Platzierung der Pflanzen eine Steigerung der Produktivität um 15 % nachgewiesen werden. Zusätzlich beobachteten die Forscher ein höheres Engagement der Beschäftigten.

Noch größere Produktivitätssteigerung durch persönliche Gestaltung des Arbeitsplatzes

In einem vorangegangenen Forschungsprojekt von zweien der beteiligten Forscher, Knight und Haslam, wurde unter Laborbedingungen die Arbeitsleistung von 288 Probanden in einem kahlen Büro mit derjenigen in einer Umgebung mit Bildern und Pflanzen verglichen.[3] Die Produktivität im abwechslungsreich gestalteten Büro lag 17 % über der im schmucklosen Raum. Wenn die Beschäftigten selbst auswählen konnten, wie sie ihre Umgebung gestalten wollten, wuchs die Produktivität noch stärker: in einer solchen Umgebung waren die Probanden um 32% produktiver als im kahlen Büro.

Sicher wird es noch einige Forschungsarbeiten zu diesem Thema geben müssen, um diese Ergebnisse weiter zu validieren. Aber ein interessanter Denkanstoß liefern sie allemal – gerade in Zeiten, in denen flexible, oftmals sehr karge Büroumgebungen und nicht mehr persönlich zugeordnete Arbeitsplätze immer mehr zur Regel werden.

Wie Sie diese Erkenntnisse nutzen können

Holen Sie sich Pflanzen an den Arbeitsplatz

Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben: Platzieren Sie Pflanzen in ihrer Arbeitsumgebung – und zwar so, dass sie das Grün auch im Blickfeld haben. Bitte bedenken Sie, dass Pflanzen gepflegt werden müssen und wählen Sie diese deshalb nach Ihrer Bereitschaft aus, sich um sie zu kümmern. Eine sehr gute pflegeleichte Option sind z.B. die Glücksfeder (Zamioculcas zamiifolia) oder das Einblatt (Spathiphyllum).

Gehen Sie im Grünen spazieren

Wenn Sie keine Möglichkeit haben, Pflanzen aufzustellen, oder nicht an einem festen Platz arbeiten, dann versuchen Sie zumindest in Ihrer Pause ein wenig Grün zu erhaschen: Schon ein 20-30-minütiger Aufenthalt im Grünen kann zumindest Ihren Stresspegel deutlich senken (und sich dadurch später wieder positiv auf ihre Produktivität auswirken). Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Michigan hat dies nachgewiesen. Sie schickten 36 Probanden mindestens 3x pro Woche zum Spazierengehen ins Grüne – zu selbst ausgesuchten Zeiten. Dabei waren allerdings ein paar Regeln zu beachten: Es sollte noch bei Tageslicht sein, keine sportliche Betätigung war erlaubt, Unterhaltungen oder Telefonate nebenbei tabu, genauso wie Lesen oder im Internet surfen.[4] Der Cortisolspiegel sank dadurch signifikant.

Heiligenteich Zell-Romrod
Foto: Heiligenteich bei Zell-Romrod ©privat

Naturbilder funktionieren auch

Sollte auch das nicht machbar sein: Arbeiten Sie mit Bildern. Niederländische Forscher wiesen nach, dass Bilder mit Naturszenen den Stresspegel senken, indem sie das parasympathische Nervensystem aktivieren.[5] Für die Untersuchung wurden sehr einfache, ästhetisch nicht besonders aufwändige Bilder genutzt, da die Forscher weitere Einflüsse ausschließen wollten. Sie dürfen sich also einfach etwas aussuchen, das Ihnen gefällt, und müssen sich keine Sorgen darüber machen, ob es auch wirklich genug Natur zeigt.

Persönliche Gestaltung

Sollten Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz gestalterisch einbringen können: Glückwunsch! Dann nutzen Sie die Erkenntnisse einer 30%igen Produktivitätssteigerung. Stellen Sie sich kleine Gegenstände oder Bilder in Ihrer direkten Umgebung auf, die Ihnen gefallen, die Sie motivieren oder Ihnen etwas bedeuten. Ein solcher Gegenstand könnte auch eine Option sein, um einen unpersönlichen Wechselarbeitsplatz aufzuwerten. Wenn Ihnen das zu umständlich ist: Ein schöner Bildschirmhintergrund oder –schoner könnte eine Alternative dazu sein.

Mein Feng Shui-Tipp

Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihnen die Pflanzen in Ihrer Umgebung gefallen und halten Sie diese gesund. Pflanzen, deren Anblick Ihnen nicht gefällt, sowie verkümmerte oder vertrocknete Pflanzen erzeugen schlechte Energie (das gilt auch für Trockenblumen!). Vermeiden Sie auch Pflanzen mit spitzen Blättern oder Stacheln. Diese erzeugen nach Feng Shui eher negative Energie, und genau die wollen Sie ja eben nicht an Ihrem Schreibtisch haben.


[1] R. Ulrich: View through a Window May Influence Recovery from Surgery. In: Science Nr. 224, 1984, S. 420–421.

[2] Nieuwenhuis, Knight, Postmes, Haslam (2014): „The Relative Benefits of Green Versus Lean Office Space: Three Field Experiments“, in: Journal of Experimental Psychology Applied 20(3).

[3] Knight, Haslam  (2010): „The Relative Merits of Lean, Enriched, and Empowered Offices: An Experimental Examination of the Impact of Workspace Management Strategies on Well-Being and Productivity“, in: Journal of Experimental Psychology Applied 16(2):158-72.

[4] MaryCarol R. Hunter, Brenda W. Gillespie, Sophie Yu-Pu Chen. Urban Nature Experiences Reduce Stress in the Context of Daily Life Based on Salivary Biomarkers. Frontiers in Psychology, 2019.

[5] van den Berg, M. M., Maas, J., Muller, R., Braun, A., Kaandorp, W., van Lien, R., van Poppel, M. N., van Mechelen, W., & van den Berg, A. E. (2015). Autonomic Nervous System Responses to Viewing Green and Built Settings: Differentiating Between Sympathetic and Parasympathetic Activity. International journal of environmental research and public health, 12(12), 15860–15874. https://doi.org/10.3390/ijerph121215026